Interview: Carina Engström

Referentin für Handel und Kultur, Schwedische Botschaft Wien

Wikipedia ist das größte user-generierte Nachschlagewerk der Welt. Der Inhalt der Wikipedia entscheidet maßgeblich darüber, welche Themen und Personen im Netz sichtbar sind. Frauen sind in der Wikipedia, genau wie in anderen Teilen der Gesellschaft, unterrepräsentiert.
In Zusammenarbeit mit der Schwedischen Botschaft Wien und SAGE (Students Advocating Gender Equality der Diplomatischen Akademie) veranstaltete Wikimedia Österreich daher im Mai 2019 den ersten WikiGap Edit-a-thon in Wien. #WikiGap ist eine Initiative, in der Menschen aus der ganzen Welt zusammenkommen, um die Repräsentation von Frauen, ihren Ideen und Projekten in der Wikipedia zu erhöhen.

Ende April 2020 wollten wir anlässlich der Feierlichkeiten zu 100 Jahre Frauenwahlrecht in der Slowakei zusammen mit der Schwedischen Botschaft Wien und Wikimedia Slovakei unser zweites WikiGap Event in Wien und Bratislava abhalten. Aufgrund der COVID-19 Pandemie mussten wir unsere Pläne zunächst leider auf Eis legen, aber in der Zwischenzeit möchten wir euch das Projekt und seine Ziele in diesem spannenden Interview näher vorstellen:

Was waren für euch die interessantesten Einsichten und Erfahrungen in unserer Zusammenarbeit?

Viele von uns nutzen mittlerweile Wikipedia täglich, um sich über die verschiedensten Dinge für unsere Arbeit und den Alltag zu informieren. Es war daher äußerst interessant, mehr über die Prozesse und die redaktionellen Herausforderungen bei der Erstellung von einem Wikipedia-Artikel zu erfahren. Es war auch aufschlussreich, einen tieferen Einblick zu bekommen, wie sich verschiedene Arten der Ungleichheit auf Wikipedia manifestieren, und auch erfreulich zu sehen, dass es wirklich möglich ist, während eines Edit-a-thons, gemeinsam eine Veränderung zu bewirken.

Welche langfristigen Effekte versprecht ihr euch von der #WikiGap-Kampagne? Gibt es schon weitere Pläne für die Zukunft?

Die #WikiGap-Kampagne in Österreich war sehr erfolgreich. Unser Ziel war es, sowohl kurzfristige als auch langfristige Effekte zu erzielen. Wir kontaktierten Gender-Institutionen und -Gruppierungen an verschiedenen Universitäten in Wien, um motivierte Autor*innen zu finden, die dazu beitragen wollten, Wikipedia zu einem gleichberechtigten Nachschlagewerk zu machen. Ziel war es natürlich, bereits während des Edit-a-thons, neue Artikel zu schreiben und bestehende Artikel zu verbessern, aber vor allem hoffen wir, dass unsere Veranstaltung den Teilnehmer*innen das Know-How und die Motivation gegeben hat, weiterhin Artikel zu schreiben und zu bearbeiten.

Wir möchten weiterhin neue Wikimedia-Redakteur*innen inspirieren und unser Ziel ist es, auch 2020 einen #WikiGap Edit-a-thon zu organisieren – diesmal zusammen mit unserem Nachbarland Slovakei, für das wir als Botschaft ebenfalls zuständig sind. 100 Jahre Frauenwahlrecht dort sind ein wunderbarer Anlass politisch engagierte Frauen aus Zentral- und Osteuropa in der Wikipedia sichtbar zu machen.

Was macht Wikimedia Österreich dabei zu einer guten Verbündeten für eure Arbeit?

Die Zusammenarbeit mit Wikimedia Österreich war ausschlaggebend für den Erfolg unserer #WikiGap Kampagne. Die Teilnehmer*innen unseres Edit-a-thons erhielten Hilfe sowohl in Bezug auf die praktischen Aspekte des Schreibens eines Artikels als auch in Bezug auf den Charakter des Mediums und was sie als Wikipedia-Redakteur*innen erwarten könnten. Sie waren sowohl technisch als auch mental vorbereitet. Die Kolleg*innen von Wikimedia Österreich sind eine echte Mentor*innen. Dank ihrer Professionalität fühlte man sich bei der Organisation eines Edit-a-thons in guten Händen.

Welche Rolle spielt aus eurer Sicht Freies Wissen in unserer Gesellschaft – heute und in Zukunft?

Es ist äußerst wichtig, dass viele Menschen im Internet zu Wort kommen. Natürlich ist es unverzichtbar, dass es eine Qualitätssicherung gibt und dass man von Jung an die Notwendigkeit erkennt und lernt, quellenkritisch zu sein.

Lea Widé, Schwedische Botschaft Wien